Die Medical Tribune veröffentlichte einen lesenswerten Bericht zum Thema Brustkrebstherapie in der zweiten Ausgabe dieses Jahres im Bereich Onkologie, verfasst von Birgit-Kristin Pohlmann:

SAN ANTONIO. Kardiovaskuläres Training während einer adjuvanten Brustkrebstherapie kann die kardiovaskuläre Funktionalität verbessern. Das zeigen die Ergebnisse der EBBA-II-Studie. Gerade bei Patientinnen im frühen Erkrankungsstadium mit Aussicht auf Heilung sollte die Option bedacht werden.

Eine Krebspatientin lässt sich im Fitnessraum von einer Trainerin bei Beinstrecker-Übungen anleiten

Die Chance, dass Patientinnen mit einem nicht metastasierten Mammakarzinom von ihrer Erkrankung geheilt werden, hat sich in den letzten Jahren weiter verbessert, erläuterte Professor Dr. Inger Thune, Universitätskrankenhaus Oslo. Aber immer wieder käme er als Folge der Therapie zu kardiovaskulären Komplikationen, die auf eine reduzierte kardiovaskuläre Funktionalität zurückgehen. Diese therapiebedingte Toxizität sei eine Herausforderung und führe immer häufiger zu Todesfällen bei Patientinnen, die ihr Mammakarzinom überlebt haben.

Mit Training ist der Ausgangswert wieder erreichbar
Vor diesem Hintergrund startete in Norwegen die bislang größte Untersuchung zu dem Thema. Frühere Studien hatten bereits darauf hingewiesen, dass Brustkrebspatientinnen von körperlichem Training kardiovaskulär profitieren können. Unklar war und ist aber:

  • In welchem Ausmaß und welcher Dosierung bzw. Intensität sollte ein körperliches Training parallel zur adjuvanten Brustkrebstherapie durchgeführt werden?
  • Inwieweit profitieren die Patientinnen auch langfristig davon?

Insgesamt wurden 545 Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom (Stadium I/II) bzw. einem duktalen oder lobulären Karzinoma in situ in zwei Studienarme randomisiert. Im Kontrollarm erfolgte eine routinemäßige Standardbetreuung gemäß den norwegischen Richtlinien. Im experimentellen Arm unterzogen sich die Teilnehmerinnen einem speziellen, über 12 Monate laufenden Trainingsprogramm, das individuell auf die einzelne Frau und ihre kardiovaskuläre Belastbarkeit bzw. Funktionalität (VO2max) zugeschnitten wurde. Die VO2max wurde vor Therapiebeginn sowie unter der Therapie (plus Trainingsprogramm) nach sechs und 12 Monaten ermittelt.
Die Auswertungen nach zwölf Monaten zeigten klare Vorteile zugunsten der kardiovaskulär trainierten Patientinnen. Ihr VO2max lag deutlich höher und hatte in der Regel wieder den Ausgangswert erreicht (+0,3 %). In der Kontrollgruppe war dies nicht der Fall (-8,9 %; p<0,001). Deutliche Vorteile bei der kardiovaskulären Funktionalität zeigten sich sowohl für die 242 Patientinnen, die keine Chemotherapie erhalten hatten (+1,6% vs. -2,7 %), als auch für jene mit Chemotherapie.

Letztere hatten ohne kardiovaskuläres Training einen ausgeprägten Abfall der VO2max (-14,3%) und eine deutlich schlechtere Erholung nach zwölf Monaten (-6,4% vs. -0,8%), so Prof. Thuné. Speziell unter Taxan-Chemotherapie sank die VO2max ohne kardiovaskuläres Training zwischenzeitlich um 17,5%. Nach Therapieende betrug das Defizit noch -7,3%, während in der Interventionsgruppe das Ausgangsniveau fast wieder erreicht war (-1,4%).

Vier Stunden Sport pro Woche
Das Trainingsprogramm startete drei Wochen nach der Operation parallel zur adjuvanten Behandlung und umfasste zweimal wöchentlich ein 60-minütiges Training in kleinen Gruppen, das durch einen persönlichen Trainer begleitet wurde. Das Training bestand aus Aerobic-Übungen, Stretching und Krafttraining. Zusätzlich sollten die Teilnehmerinnen jede Woche 120 Minuten körperliches Training nach eigener Art ergänzen, über das sie den Trainer informierten.

Als „Nebenwirkung“ steigt die Lebensqualität
Die gegenüber der Kontrollgruppe verbesserte VO2max habe auch dazu geführt, dass die Frauen weniger über Müdigkeit klagten und insgesamt eine bessere Lebensqualität angaben, so die Expertin. Sie empfahl, die Daten mit den Patientinnen zu besprechen und ihnen ein spezielles Training nahezulegen. Prof. Thune wies darauf hin, dass die Compliance der Frauen an dem Trainingsprogramm sehr hoch war und nur wenige das Programm abbrachen.

Studie: Thune I et al. SABCS 2018; GSS-02

Fazit: Sport parallel zur adjuvanten Behandlung senkt das kardiovaskuläre Risiko!