Heute möchten wir Ihnen die Asklepios Klinik Triberg näher vorstellen, welche ein neues Konzept unter Einbeziehung der Patientenwünsche eingeführt hat.

Der folgende am 07.10.2020 erschiene Artikel von PD Dr. med. Thomas Widmann zeigt einen Einblick über das durchgeführte Konzept in Triberg und ist begleitet von der Frage „Wie lässt sich partizipative Entscheidungsfindung in der onkologischen Rehabilitation implementieren?“

Abb. 1: Diese Informations- und Mitmachmappe wurde den Patienten vor Beginn der Rehabilitation postalisch augestellt. Sie enthält Informationen bzw. Anregungen zu vier Rehabereichen: Bewegung, Ernährung, Selbstfürsorge
und Rückkehr in den Beruf.

„Hier beschreiben wir ein konkretes Umsetzungsbeispiel aus der klinischen Praxis, das Rehabilitanden unter anderem bereits vor Beginn der eigentlichen Rehabilitation zur Auseinandersetzung und Sondierung von Rehazielen anregt.

Die gemeinsame – partizipative – Festlegung von Rehabiliationszielen zwischen Ärzten und Patienten wurde bereits im Rahmen von Forschungsprojekten untersucht [1] und als Qualitätsmerkmal identifiziert [2]. Mit Blick auf die Rehabiliationsziele konnten für überdurchschnittlich erfolgreiche Kliniken als Unterscheidungsmerkmale zu weniger erfolgreichen Kliniken folgende Aspekte identifiziert werden:

▶ gezielte Kommunikation,
▶ Transparenz,
▶ Individualisierung,
▶ Einräumen von Entscheidungsfreiheit.

Basierend auf diesen Studienergebnissen erfolgte in der Asklepios Klinik Triberg die Entwicklung einer gezielten Intervention, um Patienten in den Prozess der Rehabilitationsplanung und Auswahl der therapeutischen Leistungen mit einzubeziehen.

Folgende zwei grundsätzliche Annahmen wurden dabei in der Vorbereitung des Projektes als gegeben vorausgesetzt:
1. Rehabilitanden wollen wieder in ihr früheres Umfeld (privat und beruflich) integriert werden und die Klinik möchte diesen Prozess im Rahmen des Aufenthaltes bestmöglichst unterstützen.
2. Rehabilitanden haben ein gutes Gefühl dafür, was ihnen in ihrer aktuellen Situation (aktuelle Erkrankung, Behandlungsfolgen, Alter, Fitnesszustand, ggf. Begleiterkrankungen) dabei helfen kann, wieder zu „früherer“ Stärke zurück zu finden.

Über einen Zeitraum von sechs Monaten hat das Rehabilitationsteam in Triberg eine Informations- und Mitmachmappe entwickelt (▶Abb. 1), die den Patienten vorab mit der Einladung zugesandt wird. Ziel ist es, dass die Patienten sich bereits vor ihrem Klinikaufenthalt mit dieser Mappe beschäftigen, Rehabilitationziele sondieren und ihr Ergebnis dann bei Aufnahme in der Klinik vorlegen. Aus Patientensicht beginnt durch diese Maßnahme gedanklich die Auseinandersetzung mit der Rehabilitation und die Findung der Rehabilitationsziele bereits in einer Zeit vor der Durchführung der Rehabilitation.

Bei Aufnahme erfolgt dann im Arzt-Patienten-Gespräch eine gemeinsame Prüfung der vom Rehabilitanden mitgebrachten Vorschläge und eine gemeinsame, partizipative, Entscheidung über die Therapieinhalte der Rehabilitation. Die Ärzte sind hierzu speziell geschult, um medizinische Fehler zu vermeiden und trotzdem so weit wie möglich auf die von den Rehabilitanden vorgeschlagenen Anwendungen einzugehen. Der Umstand, dass eigene Vorschläge von Rehabilitanden entgegengenommen werden, birgt große Chancen für Behandelnde und Rehabilitanden, bereits sehr früh gegebenenfalls eine Unausgewogenheit der Vorschläge zu erkennen und so mit dem Rehabilitanden zusammen eine ausgewogene und zielführende Rehabilitation zu gestalten.

Während der Rehabilitation haben die Rehabilitanden arbeitstäglich die Möglichkeit, etwaige Änderungswünsche im Rahmen von Arzt-Patienten-Kontakten (spontan oder bei Visite) vorzutragen und dann erneut mit dem Arzt eine Änderung zeitnah in die Wege zu leiten.

Eine erste interne Auswertung des hier vorgestellten Projektes spricht dafür, dass der Therapiestandard in der Rehabilitation von Brustkrebspatientinnen auf hohem Niveau gehalten werden konnte – und in der Tendenz sogar dazu geführt hat, dass Therapien bei den Rehabilitanden zeitnaher verabreicht werden konnten. Gleichzeitig stieg im bisherigen Beobachtungszeitraum die Patientenzufriedenheit signifikant an.“

Literatur
1. Ullrich A et al. Collaborative Goal Setting in Rehabilitation (ParZivar II): Evaluation of an Intervention in Patients with Chronic Back Pain. Rehabilitation (Stuttg). 2015;54(5):317-24
2. Kleineke V et al.Interdisciplinary Cooperation as a Characteristic of Successful Rehabilitation Facilities–Results from the Project MeeR Rehabilitation (Stuttg). 2015;54(4):266-72

Sollten Sie nochmals eine Rehabilitation benötigen, könnte die Asklepios Klinik Triberg ein guter Anlaufpunkt auf Ihrem Weg zur Genesung sein.

Bleiben Sie gesund!
Ihr movival-Team